Chronik von Mammendorf

Mammendorf ist eine der ältesten Ortschaften Bayerns, so stellte es bereits Mayer 1874 in seiner Beschreibung des Erzbistums München und Freising dar.

Neue Funde im Baugebiet an der Hartfeldstraße beweisen dies, da nach Ansicht der Archäologen hier Gräber aus der Jungsteinzeit (ca. 2000 Jahre vor Christi) gefunden wurden. Aber auch in den Wäldern nördlich von Nannhofen findet man keltische Hügelgräber (ca. 500 v. Chr.). Aus all diesen Funden kann angenommen werden, daß der Raum des heutigen Mammendorf bereits vor ca. 4000 Jahren besiedelt war.Zur Zeit der zweiten Christianisierung durch irische, schottische und französische Mönche wurde das Bistum Freising durch den Heiligen Korbinian gegründet. Die erste Christianisierung fand ja bereits in der Römerzeit statt, wie das Beispiel der nahen Stadt Augsburg zeigt. In der Urkundensammlung des Bistums Freising findet man auch die erste Erwähnung des Namens Mammendorf. In der Zeit von 758 bis 763 (vermutlich 759) wurden mit dieser Urkunde von einem Edlen David von Mammindorf im Beisein des Herzogs Tassilo Besitzungen an die Kirche zu Puch geschenkt. Auch in der Folgezeit werden bei Schenkungen immer wieder Ortsedle von Mammendorf als Zeugen genannt. 782, unter Bischof Erbe, wird Mammendorf als Pfarrkirche mit Zehentrecht genannt. 807 schenkt ein Aso ad Mammindorf seinen Besitz an das Bistum Freising.

 

Im Jahr 1263 gründete der bayrische Herzog Ludwig II., der „Strenge", das Kloster Fürstenfeld. Von diesem Kloster gingen wichtige Impulse für Mammendorf aus. So wurden im Jahr 1319 insgesamt zwölf Hofstätten zu Mammendorf von Kaiser Ludwig dem Bayer an Fürstenfeld übergeben. Im Jahr 1327 wird Mammendorf sogar als Markt bezeichnet. Über alle Jahrhunderte hinweg mußte unser Gebiet viele kriegerische Unruhen über sich ergehen lassen. So die Römerzüge der deutschen Kaiser vom 11. bis ins 13. Jahrhundert. Im Landstreit 1421 wurden mehrere Dörfer niedergebrannt und nach der Schlacht bei Alling die Burg Nannhofen zerstört. Auch der Dreißigjährige Krieg verschonte Mammendorf nicht. So zogen die Schweden im Jahr 1632 von Augsburg ausgehend über Mammendorf nach München. Ein Großteil der Mammendorfer Einwohner hatte sich nach München geflüchtet. München kaufte sich mit 300.000 Reichstalern Lösegeld frei und entging damit der Brandschatzung. Auf dem Rückweg nach Augsburg zogen die Schweden wieder durch Mammendorf. Dabei wurde der Ort angezündet und 48 Mammendorfer getötet. Nachdem man der Unbill dieses Krieges gerade entkommen war, wartete schon ein neuer Schrecken auf die Mammendorfer: die Pest. Sie wütete in Mammendorf und Umgebung im Jahr 1650. Im Jahr 1651 waren deshalb von ehemals 171 Häusern nur noch 37 bewohnt und die Einwohnerzahl war von 600 auf 80 gesunken. In den folgenden Jahrzehnten wurden die leerstehenden Gehöfte wieder durch Neusiedler, vorwiegend aus der Tiroler Gegend, belegt. Mit diesen Neusiedlern erreichte Mammendorf ca. 1730 wieder die Einwohnerzahl von 600, die es bereits 400 Jahre früher aufwies.

 

In der Zeit Napoleons folgte eine große Umwälzung. So wurden im Jahr 1803 alle Klöster in Bayern säkularisiert, das heißt enteignet. 1808 wurde vom Staatskanzler Montgelas eine völlige Neuordnung in Bayern verfügt und aus den ehemals ca. 40000 verschiedenen Körperschaften ca. 7000 Gemeinden gebildet, so auch die Gemeinden Mammendorf und Nannhofen.

 

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzten sich in Mammendorf einige Neuerungen durch. So ließ sich in Mammendorf im Jahr 1903 erstmals ein Arzt nieder - Dr. Johann Röhlinger. Im Jahr 1911 erhält Mammendorf das erste Elektrizitätswerk, gebaut von Franz Alberstötter.

 

In den Jahren 1914 bis 1918, der Zeit des Ersten Weltkriegs, mußten 50 junge Männer aus der Gemeinde ihr Leben auf den Schlachtfeldern dieses Krieges lassen. Im Jahr 1921 wurde in Mammendorf für 57400 Reichsmark das erste Gemeindehaus gegenüber dem Gasthaus Giggenbach erbaut, gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Inflation.

 

1933 wurde auch in Mammendorf bei den verordneten Neuwahlen die Herrschaft der NSDAP sichergestellt. Noch größer als im Ersten Weltkrieg war die Zahl der gefallenen Männer in diesem Zweiten Weltkrieg; 65 junge Männer fielen und über 30 sind vermißt. In den letzten Kriegstagen, Ende April 1945, näherten sich von Hattenhofen kommend amerikanische Truppen unserem Ort. Einige SS-Leute, die sich auf ihrem Rückzug hier aufhielten, wollten Mammendorf noch verteidigen und sprengten die Maisachbrücke. Daraufhin wurde der Ort mit Granaten beschossen, mehrere Gehöfte gerieten in Brand und es wäre sicher noch schlimmer gekommen, hätte nicht Gärtnermeister Schmid die weiße Fahne am Turm der St.-Nikolaus-Kirche gehißt. Mammendorf blieb nur wenige Tage von den Amerikanern besetzt, dann rückten sie wieder in Richtung München ab.

 

1948 lebten 654 Flüchtlinge in Mammendorf. Pfarrer Bauer war es zu verdanken, daß für 70 Familien in der St.-Martins-Siedlung, auf Kirchengrund, eine neue Heimat gebaut werden konnte. Die Folgejahre waren dem Aufbau unserer Gemeinde in der jetzigen Form gewidmet.

 

Im Jahr 1978 erfolgte im Rahmen der Gemeindegebietsreform die Eingliederung der ehemals selbständigen Gemeinde Nannhofen. Diese Gemeinde hat eine ebenso reiche und vielfältige Geschichte wie Mammendorf aufzuweisen. Ihre Geschichte wird im wesentlichen von den jeweiligen Burg- bzw. Schloßherren bestimmt. Nannhofen wurde erstmals 824 urkundlich erwähnt, die Schloßherren der letzten Jahrhunderte waren die Geschlechter der Elsenheimer, der Ruffini und seit 1826 bis heute die adelige Familie von Lotzbeck. In den letzten Jahren hat sich Mammendorf zu einem Zentrum des westlichen Landkreises entwickelt, nicht zuletzt durch den S-Bahn-Anschluß, die Schaffung vieler gewerblicher Arbeitsplätze und des Sitzes der Verwaltungsgemeinschaft.

 

Mammendorf verfügt heute über alle wichtigen Infrastruktureinrichtungen und auch über ein breitgefächertes Freizeitangebot. Trotz der inzwischen auf mehr als 4500 Einwohner angewachsenen Bevölkerung hat sich Mammendorf seine dörfliche Eigenheit und sein Miteinander erhalten, was sich auch in einem sehr aktiven Vereinsleben ausdrückt.